Nicht immer ist das drin, was außen draufsteht. Wer hätte aber erwartet, dass auch die Deutsche Bahn AG mit Mogelpackungen arbeitet. Viele Anwohnerinnen und Anwohner der Martin-Behaim-Straße haben sich Anfang November vermutlich erst einmal gefreut, als sie die neuen Parkautomaten in ihrer Straße entdeckten. Denn seit Jahren forderten sie, auch mit ihren Straßen ins städtische Parkraummanagement (PRM) aufgenommen zu werden.
Erst beim zweiten Blick fielen ihnen dann ein paar Merkwürdigkeiten auf. Die Buchstaben PRM auf den Hinweisschildern weisen nicht auf das PRM der Stadt hin sondern den Namen der Firma „ParkRaum Management GmbH“ aus Erlangen, die von der Bahn AG als Kassier vorgeschoben wurde. Die Deutsche Bahn AG macht sich bei der Erschließung dieser Einnahmequelle eine Besonderheit der Martin-Behaim-Straße zu Nutze: Mitten durch diese zieht sich eine Grundstücksgrenze. Der östliche Teil gehört ihr, der westliche Teil der Landeshauptstadt.
Davon erfuhren auch die staunenden Mitglieder des Bezirksausschusses erstmals bei einem Treffen vor Ort, als über die Möglichkeiten einer Sanierung der Straße mit den zuständigen Referaten diskutiert wurde. Von der SPD-Fraktion im BA war im Sinne von Schulkindern und ÖPNV-Kunden die Schaffung eines sicheren Gehweges ab der Kreuzung Fuggerstraße in Richtung Süden beantragt worden.
Mit dem unfreundlichen Akt, der die wirtschaftliche Situation der Bahn nur unwesentlich verbessern dürfte, stellt sie bedauerlicherweise die beiden vorgenannten Projekte der Stadt München in Frage.
Die SPD-Fraktion beantragte zwar umgehend, zur Entlastung der Anwohner das für diese Gegend bereits geplante Parkraummanagement sofort einzuführen, vom Stadtrat wurde die Region jedoch erst auf Platz 3 der künftigen PRM-Gebiete gesetzt.
Die betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden also noch mindestens zwei Jahre von der Bahn zur Kasse gebeten.
Die sich schon seit fünf Jahren hinziehende Umgestaltung der Martin-Behaim-Straße wird sich durch den seltsamen Coup der Deutschen Bahn AG ebenfalls verzögern. Schulkinder und ÖPNV-Nutzer müssen sich im Winter auch weiterhin auf glatte und gefährliche Wege einstellen. In der Vergangenheit ist die Deutsche Bahn AG jedenfalls noch nie damit aufgefallen, dass sie den Gehweg auf ihrer Seite je von parkenden Fahrzeugen freigehalten oder im Winter geräumt hätte.
All jene Skeptiker, die sich gegen die Privatisierung der Deutschen Bahn ausgesprochen hatten, dürfen sich wieder bestätigt sehen. Sie ist weder billiger, pünktlicher noch in anderen Bereichen besser geworden. Nur gieriger.